Die Mäusereise: eine kleine Geschichte

Eine Geschichte von Ruediger Paulsen Kitz Familie Muenchen Familienmagazin

Die Mäusereise – Eine Geschichte von Rüdiger Paulsen

Morgens früh um kurz nach acht,
ist Papa Waldmaus aufgewacht.
Was poltert da vor seinem Haus?
Schnell steht er auf und schaut hinaus.
Draußen braust, ein bisschen kalt,
ein Herbstwind durch den Mäusewald.
Der schüttelt Walnüsse vom Baum,
die kullern vor den Gartenzaun.

Au weh, denkt er, es ist so weit,
sie ist vorbei, die Sommerzeit.
Der Herbst ist da und ziemlich bald,
wird`s auch bei mir im Häuschen kalt.
Doch Papa Maus hat vorgedacht
und einen Winterplan gemacht.
Im Keller unterm Bauernhaus,
wohnt ein Verwandter, Onkel Klaus.

Dort kommt die Kälte nicht hinein,
ein warmes, schönes Winterheim.
»Wir müssen packen«, sagt Herr Maus,
zu Frau und Kind, »wir ziehen aus.«
Doch alles können sie nicht tragen,
und nehmen einen Bollerwagen.
Und dann geht`s los, der Weg ist weit,
zum Glück bleibt noch genügend Zeit.

Durchs Unterholz sieht man sie stapfen,
vereinzelt fallen Tannenzapfen.
Den ganzen Tag geht`s durch den Wald,
sie machen erst am Abend halt.
Dann sind sie müde, hungrig auch,
dem Mäusekind knurrt schon der Bauch.
Sie finden, zwischen Moos und Farn,
ein Plätzchen, wo man rasten kann.

Am nächsten Morgen geht es weiter,
sie sind vergnügt und singen heiter,
ein Mäusewanderlied zu dritt,
und tippeln munter, Schritt für Schritt,
und Stund` um Stund`, manchmal verwegen,
dem fernen Reiseziel entgegen.
Ein Berg taucht auf, sie müssen rauf,
da ziehn am Himmel Wolken auf.

Und schon fängt es zu nieseln an.
»Moment mal«, sagt der Mäusemann.
»Da drüben steht ein Pilz mit Hut,
der ist zum Unterstellen gut.«
Für Mäuse ist der Pilz sehr groß
und bietet Schutz, das ist famos.
Bald fällt der Regen ziemlich dicht,
macht alles nass, die Mäuse nicht.

Es schüttet eine Stunde lang,
dann kommt die Sonne, Gott sei Dank.
Und Mama Maus sagt: »Lasst uns gehn,
jetzt ist das Wetter wieder schön.«
Im Bollerwagen fahr`n sie munter,
in einem Rutsch den Berg hinunter.
Doch unten ist dann erstmal Schluss,
die Mäuschen stehn vor einem Fluss.

Nun ja, der Fluss ist mehr ein Bach,
und auch die Strömung ist nur schwach.
Sie sehen einen Biberdamm,
auf dem man rüberkommen kann.
Den Bollerwagen trägt Herr Biber,
schnell auf die andre Seite rüber.
Dann geht es durch ein Feld mit Rüben,
Frau Maus denkt, wär`n wir doch schon drüben.

Denn hoch am Himmel zieht ganz leise,
ein Mäusebussard seine Kreise.
Doch Papa Maus gibt sehr gut acht,
und hat den Kerl schon ausgemacht.
Die Mäuschen bleiben sofort stehn,
so kann der Räuber sie nicht sehn.
Was sich bewegt, sieht er genau,
die Mäuse nicht, sie sind zu schlau.

Dann endlich fliegt der Vogel weg.
Das war ein echter Mäuseschreck.
Jetzt kann es sicher weitergehn,
bald ist das Bauernhaus zu sehn.
Noch etwas warten, bis zur Nacht,
dann, vorsichtig und mit Bedacht,
schleichen sie zur Hintertür.
Der Mäuserich war schon mal hier.

Da ist ein Loch, ganz winzig klein,
die Mäuschen schlüpfen schnell hinein.
Und Onkel Klaus ruft hocherfreut:
»Wie toll, dass ihr gekommen seid.
Bleibt bis zum Frühling gern bei mir,
der Winter kommt nicht durch die Tür.«
So endet hier, auf schöne Weise,
sehr glücklich diese Mäusereise.