Geburt des Vaters: Wie sich Männer vorbereiten können

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Das Vatersein ist eine neue und bedeutende Phase im Leben eines Mannes, doch es mangelt häufig an Vorbereitung.

Während es für die Frauen Geburtsvorbereitungen gibt und sie Erfahrungen mit anderen Müttern austauschen, Bücher lesen und sich einstimmen, fühlen sich Väter manchmal in ihrer neuen Rolle überrumpelt.

Als unsere Tochter zur Welt kam, sagte die Hebamme kurz nach der Geburt: „So, jetzt nimmt mal der Vater das Kind.“ – „Welcher Vater?“, entfuhr es meinem Mann. Nicht nur die Rolle, auch der Titel war ihm neu und noch nicht vertraut. So wie ihm geht es vielen Vätern.

„Ich konnte nur mithecheln“

Mutter und Kind geht es gut, die Geburt ist überstanden. Doch wie geht es dem Vater? Danach wird selten gefragt.
„Als Jil auf die Welt kam, kam ich mir überflüssig vor“, berichtet Tom, der bei der Geburt seiner Tochter nicht dabei war. Jils Mutter wollte lieber ihre Schwester an ihrer Seite haben. Tom hat zwar zugestimmt, doch somit hatte er es schwer, ins neue Trio der Familie hineinzufinden.
Markus dagegen hat die Geburt seines Sohnes miterlebt und erinnert sich immer noch gerne an das Ereignis. „Ich war im Kreißsaal dabei. Die Geburt war aufregend und ich bin glücklich, dabei gewesen zu sein. Aber ich hätte meiner Frau gerne geholfen. Als Mann kann man ja leider nur daneben sitzen und ein bisschen mithecheln.“

Männer sollen Fürsorge und Unterstützung bieten

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung betont, dass es wichtig sei, der Partnerin die Geburt durch Fürsorglichkeit und Unterstützung zu erleichtert. „Viele Studien belegen, dass eine empathische Begleitperson den Geburtsverlauf positiv beeinflusst“, erklärt Vroni Mürbeth-Jankowski, Hebammenlehrerin. Dazu ist viel Einfühlungsvermögen nötig, tröstende Worte und Zusprache. Die meisten werdenden Väter geben sich viel Mühe, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Wer aber unterstützt die Männer, wenn sie sich hilflos fühlen oder mit eigenen Ängsten kämpfen?

Vor der Tür warten war gestern

„Ich wäre am liebsten hinausgegangen. Ich war unruhig, es dauerte fürchterlich lange und ich hatte große Sorge, dass etwas schiefgehen könnte“, sagt Michael über die Geburt seines ersten Kindes. Inzwischen ist er Vater von vier Kindern und routinierter Geburtsbegleiter.

Vor 50 Jahren gingen die Männer auf den Krankenhausfluren auf und ab, während die Frauen Stockwerke höher oder Türen entfernt in den Wehen lagen. Sie brachten das Kind ohne ihren männlichen Partner zur Welt. Heute sind die meisten Väter bei der Geburt dabei. Sie haben fast keine andere Wahl, weil es inzwischen so üblich ist. „Die Partner erhalten dadurch eine Betreuungsfunktion, die früher den Hebammen zugedacht war“, bemerkt Mürbeth-Jankowski. Auf diese Aufgabe seien viele Männer nicht vorbereitet, ergänzt die Hebamme.

Ein furchtbares Naturereignis und Ausnahmezustände

Ist die Geburt erst einmal überstanden, sagen viele Väter, es sei wunderschön, den ersten Atemzug des Kindes zu erleben und vielleicht sogar die Nabelschnur selbst durchtrennt haben zu dürfen.
Schaut man allerdings durch die Internetforen, findet man Väter, die die Geburt als „furchtbares Naturereignis“ empfunden haben oder vom „sehr schrecklichen Geburtserlebnis“ berichten.
Die Geburt kann auch Auswirkungen auf die Psyche der Männer haben. Von einem Tag auf den anderen sind sie nicht nur für sich und die Frau verantwortlich, sondern auch für ein kleines, hilfloses Wesen. Und das viele Jahre lang. Zudem haben sie während der Geburt ihre Frau in einem „Ausnahmezustand“ erlebt, anders, als sie sie sonst kennen. Und auch in sexueller Hinsicht zeigt die Geburtsbegleitung manchmal Auswirkungen. Männer können in Erinnerung an den Geburtsvorgang die Lust am Sex verlieren.

Postpartale Depression bei Vätern

Etwa jeder zehnte Vater geht im ersten Lebensjahr seines Kindes durch eine psychische Krise, besagt eine Studie aus den USA. Postpartale Depressionen kennt man sonst nur von Müttern nach der Entbindung. Aber sie treten nicht nur im Wochenbett auf, sondern kommen auch auf Väterseite vor. Die enge Mutter-Kind-Symbiose wird oft als eine der größten Auslöser dafür benannt. Die Depression zeigt sich meist in Ängstlichkeit, Reizbarkeit, Schuldgefühlen und quälender Angst, dem Baby könnte etwas geschehen.
In Väterkursen finden viele Männer die Gelegenheit, über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Sie tauschen sich dort ungezwungen mit anderen Vätern aus und stellen oft fest, dass es vielen ähnlich geht. In speziellen Geburtsvorbereitungskursen für werdende Papas können diese schon im Vorfeld wichtige Informationen sammeln und dadurch viel entspannter die Geburt ihres Nachwuchses erleben.

TEXT: Andrea Krahl-Rhinow