Nachhaltig Sanieren und Renovieren für ein gutes Klima fürs Zuhause und für die Umwelt
Ein neues Haus, eine neue Wohnung – für die meisten Familien geht mit dem Tag der Schlüsselübergabe ein Traum in Erfüllung. Endlich können Wände gestrichen, kann das Dach ausgebaut oder der Keller gedämmt werden. Mit Unterstützung von Fachleuten lässt sich ein Altbau nicht nur kostengünstig und stressfrei, sondern auch nachhaltig und umweltschonend sanieren und renovieren.
„Das Haus war in einem schlimmen Zustand: Es zog an allen Ecken und Enden, im Flur waren ungefähr 16 Grad, mein Rock wehte durch die Luftbewegung hin und her!“. Kein Traumhaus auf den ersten Blick. Dennoch war für Ilga Keßling und ihren Mann gleich bei der Besichtigung klar, dass sie den Altbau kaufen würden. Die Bausubstanz war in Ordnung, der Keller trocken, kein Schimmel weit und breit.
Nachhaltig sanieren – was heißt das?
Wer ein „gebrauchtes“ Haus oder eine Wohnung kauft, kommt selten um Sanierungsmaßnahmen herum. Manchmal sind nur kleine Veränderungen notwendig. In vielen Fällen steht – so wie bei den Keßlings – eine Grundsanierung an. Wände müssen isoliert werden, das Dach gedämmt und im Keller steht möglicherweise eine alte Ölheizung, die nicht mehr dem aktuellen Energiestandard entspricht. Hinzu kommen Umbauwünsche und Schönheitsreparaturen. All das lässt sich so umsetzen, dass wir uns nicht nur wohler fühlen, sondern wir auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Die Keßlings legen viel Wert auf Ökologie und Nachhaltigkeit. „Meine Eltern haben ihr Haus komplett aus natürlichen Materialien gebaut“, erzählt Ilga Keßling. „Für mich war klar, dass wir ebenfalls auf umweltschädliche Baustoffe verzichten. Außerdem wollten wir das Haus auf jeden Fall energetisch sanieren und somit einen Beitrag zur Klimawende leisten.“
Nachhaltig Sanieren und Renovieren – was bringt das?
Nachhaltig bauen, energetisch sanieren – was bringt das überhaupt? Ein energieeffizientes Haus verbraucht weniger Energie für Strom und Wasser. Und das wirkt sich nicht nur auf unseren Geldbeutel aus, sondern schont die Umwelt. Durch ein klimafreundlich saniertes Haus reduziert sich der CO2-Ausstoß beträchtlich. Energie spart man zum Beispiel durch die fachgerechte Dämmung von Fassaden oder Dächern oder durch den Austausch von alten Fenstern. Undichte Fenster in Altbauten sorgen oft für hohen Energieverlust, vor allem, wenn sie einfach verglast sind. In manchen Fällen lohnt sich auch der Austausch der Heizungsanlage, um Heizkosten zu sparen.
Für die Keßlings war jede Modernisierungsmaßnahme sofort spürbar. Nachdem sie den Fußboden im Flur und im Anbau isoliert hatten, wurde es bereits wärmer. Die Isolierung der Decke brachte auch schon einiges. Gemütlich warm wurde es dann, nachdem sie die Wände isoliert hatten.
Um Aufwände besser einschätzen zu können, empfehlen Fachleute, sich den Rat einer Energieberaterin oder eines Energieberater hinzuzuziehen. Das macht man am besten noch vor der eigentlichen Entscheidung für ein Haus oder eine Wohnung. Unabhängige EnergieberaterInnen erkennen schnell, wo die Schwachstellen des Gebäudes liegen und helfen dabei, die Modernisierungspläne in die Tat umzusetzen. Mit einem Sanierungsfahrplan können die Maßnahmen Schritt für Schritt geplant werden.
Der Energieausweis: Steckbrief für das Wohngebäude
Wer früher ein Haus gekauft oder gemietet hat, wusste in der Regel wenig über den Energiebedarf seines zukünftigen Zuhauses. Seit 2009 müssen alle VerkäuferInnen oder VermieterInnen einen Energieausweis vorlegen, wenn sie ihr Haus oder ihre Wohnung verkaufen oder vermieten. Der Energieausweis zeigt, wie es um die Energiebilanz eines Hauses bestellt ist. Eine Farbskala von Grün nach Rot stellt die Gebäudeeffizienzklassen grafisch dar. Die beste Energie-Effizienzklasse (A+) bedeutet einen Endenergieverbrauch von weniger als 30 Kilowattstunden pro m² Wohnfläche im Jahr, die schlechteste einen von mehr als 250 Kilowattstunden.
Inzwischen sind die Keßlings SanierungsexpertInnen. Sie haben nach und nach die Wände und Decken isoliert, den Fußboden gedämmt und viel Arbeit und Geld in ihr Traumhaus gesteckt. „Wir haben viel gelernt in den letzten Jahren, haben jede Menge gelesen über nachhaltige Sanierung und viel selber gemacht“, erklärt Ilga Keßling. „Es macht einfach Spaß, vor allem, weil wir wissen, welche Materialien im Haus stecken.“ Eine wichtige Rolle bei der Sanierung ihres Altbaus spielte das Material, bei der Dämmung zum einen, aber auch bei den Anstrichen. So haben sie die Wände zum Beispiel mit Holzfaserplatten und Lehmputz isoliert, was sich wiederum positiv auf das Raumklima auswirkt. „Die Wände sind wunderbar warm, man fühlt sich einfach geerdet“ begeistert sich Ilga Keßling.
Nachhaltigkeit in den eigenen vier Wänden
Ist die Außenhülle gut isoliert, kann man sich auf das Innenleben von Haus oder Wohnung konzentrieren. Umbauten, Anstriche, Bodenbelag – all das wirkt sich ebenfalls auf die Umwelt aus. Auch hier gilt es genau hinzuschauen, Preise zu vergleichen und Beratungsangebote zu nutzen. Schadstoffarme Materialien tragen nicht nur zu einem guten Raumklima bei, sondern haben eine bessere Klimabilanz. Schließlich entstehen bei der Entsorgung deutlich weniger CO2-Emissionen.
Bevor man mal eben im Baumarkt große Mengen Farbe für den Anstrich kauft, ist es sinnvoll, sich vorab über Inhaltsstoffe schlau zu machen. Sind die Farben schadstofffrei? Wie ökologisch sind Wandanstriche und Lacke, die als solche deklariert sind? Keine leichte Aufgabe, aber es lohnt sich, genauer hinzuschauen.
Für Familien besonders wichtig: Die Verbraucherzentrale weist darauf hin, dass Schadstoffe in der Raumluft Kinder besonders belasten, weil die Kleinen in der gleichen Zeit häufiger atmen und ihr Körper Schadstoffe nicht so gut los wird wie der von Erwachsenen. Gerade in den letzten Jahren ist das Angebot an natürlichen Baustoffen gestiegen. Mineralputz aus Lehm oder Kalk zum Beispiel reguliert die Feuchtigkeit, bindet Gerüche und verbessert das Raumklima.
Die Keßlings starten derweil die nächste Sanierungsrunde in ihrem Haus. Vor ein paar Wochen haben sie angefangen, ihr Dach zu dämmen und das Badezimmer auszubauen. Für die Kinder gehört das Renovieren zum Alltag dazu. Sie helfen mit, kratzen Farbe von den Wänden und streichen auch mal die ein oder andere Wand – mit Begeisterung und Freude am Ergebnis. Familie Keßling ist sich einig: Es macht einfach Spaß, sich sein Haus herzurichten, es zukunftsfähig zu machen und für ein tolles Wohngefühl zu sorgen. Das sollte man bei allem Aufwand nicht vergessen.
Text: Suse Lübker