Wie umgehen mit der Trauer

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Wenn eine geliebte Person plötzlich nicht mehr da ist – Annäherung an das Thema „Trauer nach Suizid”

Plötzlich ist er da, der Tod, und das Leben der Hinterbliebenen ändert sich unweigerlich. Doch wie umgehen mit der Trauer? Wie sprechen mit den Kindern? Gerade, wenn es sich um einen Freitod handelt.

Im Frühjahr 2021 erhielt ich Post von einer Leserin, die ein Kinderbuch mit dem Thema „Trauer” an unseren Verlag geschickt hatte. Im Begleitbrief schrieb sie, dass ein nahverwandter, junger Familienvater freiwillig aus dem Leben geschieden war und seine Frau und Kinder mit dem plötzlichen Tod und der damit verbundenen Trauer konfrontiert waren. Auch ich hatte im Jahr davor einen sehr geliebten Angehörigen durch Suizid verloren. Deshalb schenkte ich dem Kinderbuch besondere Aufmerksamkeit und wurde gleichzeitig wieder tief berührt.

Wie umgehen mit dieser besonderen Situation? Wenn ein naher Mensch stirbt, ändert sich der Alltag. Das Familiengefüge ist nicht mehr so wie zuvor. Nach dem Tod eines Elternteils muss der lebende Elternteil plötzlich alles allein entscheiden, oft steht weniger Geld zur Verfügung als vorher. Routinen und vertraute Abläufe sind nicht mehr lebbar, alle müssen mit anpacken. Die Unbeschwertheit eines sicheren Elternhauses ist verloren.
Der lebende Elternteil kann gereizt und überfordert sein und ganz anders trauern, als die Kinder es möchten. Dazu gehört, dass Kinder ihre eigenen Vorstellungen davon haben, ob und wann ihre verwitweten Eltern jemals wieder eine neue Partnerschaft eingehen dürfen. Oder sogar sollen. Wenn sich in der Familie ein Kind getötet hat, dann sind die Eltern oft so vom Schmerz um diesen Verlust überwältigt, dass für die lebenden Kinder vorübergehend wenig Gefühle übrigbleiben.

Unsicherheiten und Hilflosigkeitsgefühle

Ein Mensch, der sich tötet, stirbt. Dann ist er oder sie tot. Für ein Kind besteht da zunächst kein Unterschied zu anderen Todesursachen. Von Kindern können wir lernen, die Dinge in dieser Einfachheit und Wahrheit zu sehen. Doch irgendwann möchte die kindliche Neugier wissen, woran und wie jemand gestorben ist. An dieser Stelle fürchten sich die meisten Erwachsenen, nach einem Suizid ihrem Kind die Wahrheit zu sagen.

Kinder oder Jugendliche wissen in der Regel genau, dass etwas vor ihnen verheimlicht wird, und reimen sich aus Andeutungen und zufällig mitgehörten Bemerkungen zusammen, worum es geht. Was dann bei ihnen zurückbleibt, ist ein Grundgefühl von Belogenwerden und Nichtvertrauenkönnen. In Bezug auf die Todesursache Suizid lernen Kinder durch solch ein Verhalten der Erwachsenen, dass Suizid etwas Unaussprechliches ist, das geheim gehalten werden muss. Das Tabu rund um einen Suizid wird so an Kinder und Jugendliche weitergegeben.

Es gibt Hilfe und Unterstützung

Auch wenn wir heute wissen, dass die Entwicklung im Erwachsenenalter nicht aufhört, findet sie bei Kindern und Jugendlichen sehr viel dynamischer statt. Zudem sind junge Menschen auf die körperlich-seelische Versorgung ihrer Bezugspersonen angewiesen, um sich entwickeln zu können.
Wenn ein Kind oder ein Jugendlicher einen nahen Angehörigen verliert, kann ein Einschnitt in dieser Entwicklung entstehen. Wenn dieser Verlust zudem durch die eigene Entscheidung des Elternteils, des Bruders, der Schwester oder eines anderen nahestehenden Angehörigen geschieht, können außerdem Fragen in der Seele des jungen Menschen auftauchen, die Grundsätzliches in Zweifel ziehen: „Bin ich nicht liebenswert und gut genug? Sonst wäre z.B. meine Mutter doch bei mir geblieben?!“

Wir werden junge Hinterbliebene nach Suizid nicht vollständig vor solchen Fragen schützen können. Genauso wenig wie wir die Entwicklung junger Menschen – bei aller Liebe und allem Bemühen – vorausplanen und programmieren können. Dazu sind sie zu sehr ganz eigene, individuelle Wesen. Aber wir können für sie da sein und sie nicht mit ihrem Verlust alleine lassen.

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Text: Elke von Sparre