„TopfFit“ oder „Windelfrei“: Wie soll das gehen?

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Windelfreie Babys – Pampers und Co. ade

Das Konzept lässt sich stressfrei an jeden Familienalltag anpassen und sogar mit Windeln durchführen. Baby und Eltern profitieren langfristig von vielen Vorteilen. Viele Eltern kennen diese Situation auf dem Wickeltisch: Sie ziehen ihrem Säugling die Windeln aus und prompt fängt er an, sich zu entleeren. Dieser Effekt ist die Grundlage von Windelfrei. Wer seinen Windelverbrauch reduzieren möchte, ändert dafür einfach nur die klassische Reihenfolge. Statt zu warten, bis sich das Kind in die Windel entleert hat und dann frisch zu wickeln, drehen Windelfrei-Eltern den Prozess um: Wenn sie wissen, dass jetzt etwas kommt, ziehen sie ihr Baby ganz ruhig aus, halten es ab und ziehen ihm dann ggf. die trockene Stoff- oder Wegwerfwindel wieder an. Der Aufwand bleibt gleich, nur der Müllberg ist kleiner!

Windelfrei – so geht’s!

Zu wissen, wann ein Baby mal muss, ist eine alte Kunst, die sich schnell erlernen lässt. Babys zeigen von Geburt an sehr deutlich, wenn „es“ soweit ist: Sie grimassieren, stöhnen, weinen oder strampeln, wollen aus dem Tragetuch heraus oder sind unruhig. Eltern lernen diese Zeichen zu lesen, ebenso wie sie wissen, ob ihr Kleines Hunger hat oder müde ist. Doch auch wer keine Aufmerksamkeit für diese Zeichen hat, kann sein Baby einfach nach jedem Schläfchen über ein Töpfchen halten und hat damit schon ein Gutteil der kleinen Geschäfte erledigt. Um Zeichen und Rhythmen des eigenen Kindes zu lernen, lässt man das Baby zu Hause an einem ruhigen Tag mal 1- 2 Stunden „unten ohne“. So lässt sich prima beobachten, in welchen Abständen das Baby sich entleert und wie es seine Geschäfte vorher ankündigt. Schon nach 1-2 solcher „Sessions“ können die meisten Eltern eindeutig sagen, wie sich Geschäfte ankündigen. Wenn es soweit ist, nehmen Eltern ihr Baby hoch und erklären, dass es sich gleich entleeren darf. Sie ziehen es ggf. ruhig aus (zweiteilige Kleidung ist von Vorteil) und halten es über ein Gefäß. Mit einem „ssss“ oder ähnlichem Laut geben sie das Signal, dass es jetzt soweit ist. Schon nach wenigen Tagen warten auch die allerkleinsten Babys geduldig, bis sie in der Position sind und den Signallaut hören, bevor sie sich erleichtern. Die meisten Babies machen nach maximal einer Minute ihr Geschäft. Für den Anfang sind Standardsituationen sehr lohnenswert, also z.B. nach dem Schlafen, denn da ist die Blase voll und das Baby kann die Verbindung zwischen dem gespürten Druck, der Haltung und der Entleerung sehr gut herstellen.

Windelfrei, Teilzeit-Windelfrei – jedem das Seine

In manchen Kulturen beginnen die Eltern mit dem Abhalten von Geburt an, in anderen erst mit zwei oder sechs Monaten. Am besten fängt man an, wenn es sich richtig anfühlt. Die ersten vier bis sechs Monate eignen sich vor allem deshalb sehr gut, weil die Kinder in dieser Zeit sehr deutlich signalisieren und man sowieso ständig drauf achtet, was der Säugling gerade braucht. Viele Eltern nutzen parallel zum Abhalten Windeln, wenn sie unterwegs sind oder kein Raum ist, um auf die Signale des Kindes zu achten. Auch die Kinder haben manchmal Besseres zu tun, als zu signalisieren oder sich abhalten zu lassen, wenn sie z.B. gerade Krabbeln oder Laufen lernen.

Kommunikation und Intuition

Ebenso wie Babys ersten Worte undeutlich sind oder das Kind bei den ersten Gehversuchen auch mal hinfällt, ist beim Windelfrei eine Reihe nasser Hosen oder Windeln völlig normal. Was hier zählt, ist nicht Perfektion, sondern der Prozess. Windelfrei führt dazu, dass die Kinder ihr Körperbewusstsein behalten für das, was „da unten passiert“ – und damit erübrigt sich das sonst übliche spätere Sauberkeitstraining, das Vollzeit-Windel-Kindern dies immer häufiger erst wieder mühsam antrainieren muss. Windeldermatitis, Ausschläge, Wundsein – alles für Windelfrei-Kinder kein Thema, denn an den Po kommt viel Luft beim Abhalten. Schon nach wenigen Wochen landet zudem das große Geschäft kaum mehr in der Windel, da die meisten windelfrei-Kinder dies zuverlässig ansagen.

Wer die Windel hat, hat die Wahl

Windelfrei kann vor allem in Familien eine große Hilfe sein, bei denen Babys sich von Anfang an oder später gegen das Wickeln wehren. Auch wenn Babys schnell wund werden, allergisch reagieren etc. ist es oft die letzte Rettung. In anderen Familien ist Bettnässen ein bekanntes Problem. Hier wirkt es vorbeugend, von Anfang an das Körperbewusstsein eines Babys aufrecht zu erhalten. Es gilt wie immer: Jedes Kind ist anders, jede Familie ist anders und am besten findet und erfindet jede Familie die Variante, die zu ihr passt. Mittlerweile gibt es ein bundesweites Netz an Windelfrei-Kursen und -Coaches, bei denen Mütter sich Rat und Hilfe holen und mit anderen austauschen können.

Autorin: Nicola D. Schmidt (Nicola Schmidt ist Wissenschaftsjournalistin und Mutter von zwei windelfreien Kindern. Sie hat das Projekt „Babysohnewindeln.de“ gemeinsam mit Julia Dibbern gegründet und bildet bundesweit Windelfrei-Coaches aus.) www.babysohnewindeln.de